Klauenprobleme: Zink und Selen statt Biotin
Biotin wird gerne als Wundermittel für die Klauengesundheit angepriesen, doch ist es nach Schweizer Bio-Verordnung nicht für den Einsatz bei Wiederkäuern erlaubt. Auch ist die alleinige Wirksamkeit dieses Vitamins für die Klauengesundheit umstritten. Eine zentrale Rolle für gesunde Klauen spielen Nährstoffe wie Zink und Selen. Entscheidend bleibt das Zusammenspiel aus Fütterung, Haltung, Pflege und Zucht.

Klauenprobleme sind nach Fruchtbarkeits- und Euterproblemen der dritthäufigste Grund, wieso Kühe ausgemerzt werden. In der Schweiz geht man davon aus, dass etwa 15 Prozent der Milchkühe an Klauenproblemen leiden. Pro lahme Kuh wird mit Kosten von bis zu 500 Schweizer Franken gerechnet. Klauenkrankheiten können auch weitere Probleme im Milchviehstall nach sich ziehen. So zum Beispiel Fruchtbarkeitsprobleme, da die Brunstsymptome wegen der Schmerzen im Klauenbereich nicht mehr angezeigt werden können oder Euterentzündungen, weil die Tiere zu lange auf verschmutzten Liegeflächen liegen bleiben.
Oft wird dann von Fütterungsberater*innen der Einsatz von Biotin (Vitamin B7) empfohlen. Im Biolandbau ist synthetisch hergestelltes Biotin als Futterzusatz jedoch nicht zugelassen.
So kommt es zum Biotinmangel
Für eine gesunde Funktion des Körpers und auch der Hornsynthese wird Biotin benötigt. Dieses wird bei Wiederkäuern durch die Mikroorganismen im Pansen synthetisiert und kann so später vom Tier absorbiert und verwendet werden.
Ein Biotinmangel kann entstehen, wenn die Pansenflora gestört ist. Zum Beispiel bei falscher Fütterung, wie zu hohen Kraftfuttergaben. Bei der raufutterbasierten Fütterung, wie sie im Biolandbau vorgeschrieben ist, ist ein Biotinmangel jedoch nicht beschrieben. Dazu kommt, dass der Körper Biotin auch wiederverwenden und somit auch weniger schnell in eine Mangelsituation geraten kann.
Hilft mehr auch mehr?
Biotin wirkt als eine Art Katalysator in vielen biochemischen Prozessen im Körper. Eine Überversorgung kann somit gewisse Prozesse beschleunigen, unter anderem auch das Hornwachstum. Gleichzeitig reicht Biotin alleine nicht, das Hornwachstum zu verbessern, es müssen mehrere Faktoren stimmen.
Weitere Spurenelemente, die eine wichtige Rolle bei der Hornbildung spielen und im Biolandbau zugelassen sind, sind unter anderem Zink und Selen.
Zink und Selen wichtig für gesunde Klauen
Gerade Zink ist in vielen Prozessen im Körper beteiligt und kann im Mangel sein. Es hat ähnlich wie Biotin eine katalytische Wirkung und wird fürs Hornwachstum benötigt. Wenn ein Zinkmangel oder auch schon eine leichte Unterversorgung besteht, kann die Fütterung von Biotin nichts bewirken. Umstritten ist die Form der Zuführung. Je nach Zinkverbindung kann die Bioverfügbarkeit etwas schlechter sein, dies wirkt sich bei der bedarfsgerechten Fütterung jedoch mehr auf die Effizienz als auf den Effekt aus.
Selen hat eine antioxidative Wirkung und ist somit indirekt an der Klauenqualität beteiligt. Raufutter aus der Schweiz weist oftmals geringe Selengehalte auf, die den Bedarf nicht decken können. Daher sollte Selen entsprechend ergänzt werden.
Zuletzt können auch verschiedene Produkte auf Kräuterbasis die Klauengesundheit unterstützen.
Alle im Biolandbau erlaubten Produkte sind auf der Betriebsmittelliste gelistet.
Zusammenspiel von Fütterung, Haltung, Management und Zucht
Kurz gesagt, selbst wenn Biotin ergänzt werden könnte, müssen weitere Faktoren stimmen, damit die Klauengesundheit bewahrt werden kann. In der Fütterung sind es wie oben beschrieben unter anderem Zink und Selen.
Nur eine angepasste Fütterung reicht jedoch noch nicht aus, um Klauenproblemen vorzubeugen. Zusammengefasst müssen all diese Faktoren beachtet werden, damit die Tiere gut zu Fuss bleiben:
- Die Fütterung: Sie sollte genügend Struktur und möglichst keinen Eiweissüberschuss aufweisen. Darüber hinaus sollte sie der Milchleistung angepasst sein. Die Mineral- und Spurenelementversorgung muss sichergestellt sein.
- Die Aufstallung: Die Bodenbeschaffenheit im Stall sollte nicht zu rau und nicht zu glatt sein und keine scharfen Kanten aufweisen.
- Das Weidemanagement: Die Wege zur Weide sollten eine klauenfreundliche Oberfläche aufweisen (z. B. Rindenschnitzel). Ebenso sollte auf die Weidefrequenz (je mehr Weidezeit, desto besser für die Klauen) und Laufdistanz geachtet werden.
- Die Klauenpflege: Die Klauen sollten von professionellen Klauenschneider*innen geschnitten werden. Alternativ kann auch ein Klauenpflegekurs besucht werden.
- Die Zucht: Bei Zuchtentscheiden soll auf eine gute Klauengesundheit geachtet werden.
Weiterführende Informationen
Klauengesundheit – Vorbeugen ist besser als Heilen (Artikel Magazin Bioaktuell 3|2019)
Ein Klauenschneider erzählt (Artikel Magazin Bioaktuell 3|2019)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 01.04.2025